Sonntag, 13. Dezember 2009

Milky Way

Es gibt die unterschiedlichsten Methoden, mit denen man sich in den Glauben versetzen kann, das Rauchen aufzuhören.

Ein etwa 35 jähriger Mann steht auf den Treppen des Bahnhofeingangs neben mir. Sein Akzent verrät seine albanische Herkunft. Ob ich ein Zigarette will. Er hat sich gerade eine Schachtel aufgemacht. Jetzt, wo ich nicht mehr rauche, werden mir also sogar Zigaretten aus heiterem Himmel angeboten. Ein mir bisher unbekanntes Äquivalent zum Schnorren. "Nein, aufgehört."

Aufhören hatte er auch immer vor. Nie geschafft.

Angefangen hat alles auf einem Marktplatz, wo er sich öfter mit anderen Kindern getroffen hat um Kippen zu paffen. Einmal, als er gerade so halb inhalierte, klappste ihm eine Hand auf den Hinterkopf. Es war die seines Vaters, der zufällig zur selben Zeit am selben Ort vorbeikam. Der Schock saß dem Jungen im Gesicht. Sein 35-jähriges Alter Ego mimt einen unverkennbaren Ausdruck dieses Momentes nach. "Komm du mir nach Hause," kündigte der Vater an. Dort angekommen wurde der Junge dann verdroschen. "So richtig," meint er heute. Danach steckte er sich gleich eine neue Zigarette an. Sie habe ihm umso besser geschmeckt.

Als er in späteren Jahren arbeitslos wurde, in Geldproblemen steckte, wollte er weg von der Tabaksucht. Zu viel Kohle ging drauf. Wenn er nichts zu tun hat, raucht der Raucher öfter. Er erzählt von Kopfschmerzen, weil der Qualm langsam die Luft in der Wohnung ersetzte. Er versuchte weniger zu rauchen. Fünf bis acht Zigaretten am Tag. Dann wieder soviel wie möglich, um den Ekel heraufzubeschwören, der ihm die Lust aufs Rauchen verderben sollte.

Eine andere Methode war besonders drastisch: Er tunkte die Zigarette mit dem Filter in ein Glas Milch, ließ diesen etwas einweichen, schüttelte trocken und zündete an. Der Geschmack war so ekelerregend, dass er unverzüglich auf die Toilette rannte und sich kräftig auskotzte.
"Gebracht hat es auch nix."

Er raucht halt immer noch. Und könnte kotzen.


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