Donnerstag, 26. November 2009

Apropos Getränke (oder: die braune Siffe)

Ein Laster haben sie fast Alle. Wenn es nicht die Zigaretten sind, ist es der Alkohol und wenn es der nicht ist, dann zumindest der Kaffee. Ein Schulterklopfen aus Anerkennung für die, die keines davon in ihren Alltag aufgenommen haben; eines aus Mitleid für die, die allen Dreien nicht widerstehen.

Wenn es hochkommt, habe ich in meinem Leben fünf Tassen Kaffee getrunken. Die letzte etwa vor zehn Jahren. Schmeckt nicht. Auch keine Capuccino-Schokolade, Latte Macchiato oder irgendetwas Vergleichbares aus dieser Bohnen-Familie darf in mich eintreten. Gut so.

Ein Freund von mir bezeichnete "schwarze" oder "braune" Getränke sogar einmal als "Gift". Er fand, die Farbe deute ja schon an, dass sie nicht gesund sein können. Würde man den Reiz von Cola nicht kennen, dürfe man doch niemals auf die Idee kommen, sich eine schwarze Flüssigkeit in den Mund zu schütten. Es sei eine Signalfarbe; die Farbe von "Gesöff". Nein, schlimmer, von "Siffe". Zugegeben dieser Freund hat eine fanatische Einstellung was Emulgatoren betrifft und ist darüber hinaus militanter Vegetarier, aber ich stimme ihm bei seiner Farbanalyse durchaus zu.

Ich merke einen großen Unterschied, was meine Trinkgewohnheiten angeht: Ich trinke eigentlich nur noch Wasser.

Als Raucher war das anders. Mineralwasser nebst Zigarette zu konsumieren ergab ein ekelhaftes Mundgefühl. Ausgeschlossen. Es mussten kohlensäurehaltige Getränke sein. Als zweite Wahl standen Säfte oder Eistee im Kühlschrank.

Nun habe ich vor Kurzem eine alte Pfandflasche aus dem Kämmerchen gezerrt. In ihr befand sich noch ein kleiner Rest Cola-Mix. Um sie im Supermarkt abzugeben, leerte ich sie über dem Waschbecken aus. Dabei überkam mich die gerümpfte Nase. Na klar, das abgestandene Getränk runterzuschlucken wäre wohl jeder Zunge schlecht zu Gesicht gestanden, aber das war nicht mein Problem. Es ging rein um den Anblick von brauner, kohlensäurehaltiger Limonade, die aus ihrem Behälter entlassen wurde. Ich konnte mir nicht vorstellen, mit so etwas meinen Durst zu löschen. Ein sanftes Mineralwasser befriedigt dieses Verlangen heute viel besser. Es ist frisch und ich meine zu spüren, wie es meinen gesamten Körper durchströmt.

Ein paar Tage später ertappte ich mich in einer Pizzeria beim Siffe-Bestellen. Ich verschwendete gar keinen Gedanken an die Getränkewahl. "Spezi" kam einfach so aus meinem Mund heraus, bevor es dann später in flüssiger Form wieder hinein kam. Macht der Gewohnheit. Während ich schön fettig speiste, flutschte auch die selten gewordene braune Erfrischung ganz geschmeidig durch die Röhre. Weniger als willkommene Abwechslung, sondern mehr als alteingesessenes Ritual. Man kann/muss ja nicht alle Macken auf einmal ablegen.

Turnt sie dieses Bild an?

Sonntag, 22. November 2009

Sail Away

Ein besonders gefährliches Unternehmen ist es, das Nichtrauchertum mit alten Party-Gewohnheiten zu verbinden. Trotzdem muss man sich dieser Herausforderung früher oder später stellen.

Das Auf-den-Weg-in-den-Club-Bier liegt kühl in meiner Hand. Der erste Schluck nimmt auf der Zunge Anlauf und stürzt sich dann mit lautem Gulpen den Gaumen hinunter. Eine Geschmacks-Atombombe explodiert in meinem Mund. Wow- eigentlich dachte ich immer Bier wäre der Zigarette nicht unähnlich: Es schmeckt zwar nicht, aber der Geselligkeit wegen trinkt man es doch.

Das hier ist anders. Das hier ist wie mein erstes Bier. Ich schmecke die Hopfenpflanze, die Reinheit des Naturgesöffs. Es vertritt vor meinem Gehirn plötzlich tausend Gründe, warum das Bier als das Kultgetränk der Menschen in den Wettbewerb gehen sollte, wenn wir in ferner Zukunft mit den Außerirdischen um die Geilheit unserer Spezies konkurrieren müssen.

Ich verstehe in diesem Moment diese idiotischen Bier-Werbefilmchen. Einer der Gründe, warum ich keinen Fernseher mehr besitze, sind diese hirnverbrannten Möchtegern-Romantisierungen und das pseudo-kunstvolle Erheben von Alltagsgegenständen. Doch hier stellt sich mir mit jedem Schluck ein Getränk vor, das ich nicht immer, aber immer öfter, an einem schönen Tag zum wegsegeln benutzen könnte.

Naja, wollen wir nicht zu viel schwärmen. Ich bin in meiner Vergangenheit oft genug "weggesegelt". Aber das Bier stand dabei immer in Verbindung mit einer (bzw. sehr vielen) Zigarette(n). Es war ein "Runterkippen", und das im bezeichnendstem Sinne des Wortes: Das Hinunterspülen von Tabakqualm, der sich noch im Mund befand. Ein verflüssigter Aschenbecher sozusagen.

Das Bier in der U-Bahn war nie erlebter Hopfen- und Malz Genuss. Doch ich bleibe auf dem Teppich. Die Folgebiere gepaart mit dem Gin und die müden Knochen am nächsten Tag, hielten den Geschmack zwar im Hinterkopf, wollten aber vom Genuss nicht mehr viel wissen. Besser ich bleibe bei den alten Eindrücken: Zigaretten und Alkohol machen beide eine längere Pause.

Montag, 16. November 2009

Baba Ali

Sonnenschein und Regen wechseln sich gewöhnlich ab. Nach einem Schlaf, der mehr Energie raubte, als dass er mich entspannen ließe, nach dem Schritt vor die Tür ins trübe Regenwetter, meldete sich der kleine Teufel in meinem Kopf. Er flüsterte mir schlechte Laune ein und überzeugte mich, die guten Vorsätze für das billige Vergnügen über Bord zu werfen. Ich war in diesem kurzen Moment wie ferngesteuert, ich konnte nicht anders. Alle Lampen aus. Ich schnorrte eine Kippe und steckte sie mir an. Die Selbstironie wich dem Selbstsarkasmus.

Ich stehe vor dem Eingang der U-Bahn-Haltestelle. Musik in meinem Kopfhörer schneidet mich von der weltlichen Geräuschkulisse ab. Die Zigarette schmeckt eklig und ich schmecke auch eklig. Ein Lieferwagen eines Getränkeservice fährt auf den Gehweg. Damit er parken kann, muss ich ein paar Schritte zur Seite gehen.

Wenig später spricht mich der Fahrer an. Vor mir steht ein etwa 50 Jahre alter Türke in Latzhose. Seine rechte obere Zahnpartie fehlt komplett. Sein Mund macht deutliche Sprechbewegungen, aber ich kann erst etwas davon verstehen, als ich meine Kopfhörer aus den Ohren nehme.

"Was ist?" "Du solltest aufhören zu rauchen. Rauchen ist scheiße. Ich habe jetzt zehn Jahre und einen Monat geschafft." Ist das sein Ernst? Erscheint hier einfach und hält mir eine Predigt, als ob er genau wisse, was ich für einen Frevel begehe.

Er stellt sich als "Baba Ali" vor, erzählt mir davon, dass er früher drei Schachteln Marlboro am Tag geraucht und Dreh-Tabak immer als Reserve einstecken hatte. Erzählt mir von seinem Bruder, der am Rauchen verstarb. Von den Ärzten, die ihn angeblich warten ließen, weil er Raucher war und sowieso keine Chance aufs Überleben gehabt hätte. Von seinem Schwur am Totenbett nie wieder eine Zigarette anzufassen.

Zehn Jahre und einen Monat. Er habe damals fünf Kilo zugenommen, als Ersatzdroge Studentenfutter benutzt, aber davon ist er jetzt auch weg. Seine Enkel sagen ihm, dass Opa jetzt nicht mehr stinkt.

Ich muss Baba Ali, dem gesandten Engel, versprechen, es weiterhin durchzuziehen. Danke, Baba...diese Schnulze ist für dich:

Sonntag, 15. November 2009

Stress 2.0

Noch drei Minuten bis die S-Bahn eintrifft. Auf der Rolltreppe fällt mir ein, dass ich eine Fahrkarte brauche. Also nochmal runter zum Automaten. Ich habe das Münchner Tarifsystem für die öffentlichen Verkehrsmittel noch immer nicht ganz verstanden und versuche mich anhand der Grafiken und Tabellen im Schaukasten zurechtzufinden.

Plötzlich ruft jemand lauthals meinen Namen. Die Art des Ausrufes liegt irgendwo zwischen "wichtig" und "Katastrophe", kommt scheinbar von meinem Anhang, der sich schon am Gleis eingefunden hat. Ich laufe also wieder zur Rolltreppe, blicke fragend nach oben und erblicke meine Schwester, die eine Handbewegung macht, in die ich "falscher Alarm" hineininterpretiere.

Zurück zum Fahrkartenautomaten. Ein Mann in Jeanskluft hat meine Abwesenheit als Chance ergriffen, selbst herauszufinden welches Ticket für ihn wohl das sinnvollste wäre. Er drückt auf verschiedenen Knöpfen herum, brummelt mehrmals "Hmmm" vor sich hin, bis er mich hilflos anschaut und verzweifelt "Kurzstrecke" sagt. Ich zeige ihm den richtigen Button und er erledigt seinen Zahlvorgang.

Ich bin an der Reihe, hole aus meinem Geldbeutel einen widerlichen Fünfer, der sicherlich schon zahlreiche Transfers hinter sich hat. Ein wirklich hässliches Exemplar. Zerknüllt, weich und mit einem fettigen Film bedacht. Ich kenne die Sensibilität des Automatenschlitzes, wenn es um solch mässig-qualifiziertes Papiergeld geht. Um mir die Verweigerung zu ersparen, will ich ihn zwischen den Fingern glatt streichen und -zack-, reiße ihn in zwei gleich große Hälften. Das ist mir auch noch nicht passiert.

Ein großes "Scheiße!" müsste meinen Kopf erfüllen, die Faust gegen den Automaten hämmern oder ähnliche unvernünftigen Aktionen folgen. Stattdessen flitzt ein selbstironisches Lächeln über mein Gesicht. Ruhig und schnell zugleich das Kleingeld überprüft, eingeschmissen, das Rattern abgewartet, Fahrkarte entnommen, Rolltreppe genommen und zu meiner Schwester in die S-Bahn gestiegen, welche pünktlich abfährt.

Alles ist cool. Neben dem potentiellen Amoklauf an einer Supermarktkasse scheint sich mittlerweile eine andere Lösung anzubieten, mit Stress fertig zu werden. Diese Möglichkeit hat etwas mit innerer Ruhe und Gelassenheit zu tun.






Mittwoch, 11. November 2009

Eine Nacht mit Peter Alexander

Ist es der Totenmonat November, mit seiner rauhen Witterung und seinen grauen Fassaden, der mir ständig Ambosse an die Augenlider hängen will?

Ich bin müde. Mehrmals am Tag. Es fällt mir schwer morgens aufzustehen und der Wecker muss Sonderschichten fahren. Habe ich meine Energie dann für acht bis zehn Stunden in die richtigen Bahnen gelenkt, schießt mir gegen 17 Uhr ein unsichtbares Wesen Betäubungspfeile in den Nacken.

Ich liege auf dem Bett. Will nur kurz entspannen und döse weg. Die Rast kann schon mal zwei Stunden dauern, was mich aber nicht davon abhält, nachts zeitig ins Bett zu gehen.

Dann schlafe ich tief. So tief, dass die Träume bald nicht mehr von der Realität zu unterscheiden sind. Ich warte noch auf den obligatorischen Raucher-Traum, bei dem man aufwacht und sich nicht sicher ist, ob man wirklich eine Zigarette geraucht hat.

Aber ein ähnlich wirres Gefühl überkam mich heute im Schlaf: Als der Wecker zum ersten Mal seinen Dienst tat, ich nur langsam aus der Traumwelt herausfand um in die allgemeine Wirklichkeit überzusegeln, war ich überzeugt, den größten Schlager aller Zeiten geschrieben zu haben. Mir lag die Melodie noch auf den Lippen, die Texte wurden schnell kryptischer, bis bald kein einziges Wort mehr zu rezitieren war. Ärgerlich. Diese zeitlose Spanne des Schlummers, die irgendwo zwischen gezählten zehn Sekunden und gefühlten zehn Minuten lag, stellte mich vor die Entschlüsselung dieses fabelhaften Songs. Er hatte etwas vom Stile Peter Alexanders, nur war dieses Lied ungemein bedeutender und absolut Generationen-übergreifend. Mit jedem Krächzen des Weckers verflog sich das Meisterwerk in uneinholbare Ferne.

Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als dem unvergänglichen Ruhm durch goldene Schallplatten abzuschwören und mich mit kleineren Erfolgen zufrieden zu geben. Zum Beispiel dem, zehn Tage ohne Zigarette durchgehalten zu haben.



Montag, 9. November 2009

Zeit und Stress

Die erste Woche ist überstanden. Je mehr Zeit verstreicht, desto länger wird die Spanne zwischen den Momenten, in denen ich gerne eine Zigarette rauchen würde. Ich hoffe auf eine exponentielle Entwicklung dieser Zustände.

Anfangs hätte ich mir bereits nach 30 Minuten eine Kippe anzünden wollen. Heute sind diese Momente versteckter. Ich nehme bei Gelegenheit auch mal eine Zigarette in den Mund, bringe sie aber nicht mit Feuer in Berührung. Dieser Zaubertrick fällt mir schon relativ leicht.

Trotzdem bemerke ich ein Brennen auf meinen Nervensträngen: So cool und geduldig ich das Zigaretten-Zölibat zu bewerkstelligen scheine; in manchen Alltagssituationen merke ich die Schattenseiten des Entzugs.

Das Naturgesetz, sowieso immer an der falschen Kasse eines Supermarkts anzustehen, kenne ich mindestens so lange, wie ich meine Haushalts-Einkäufe selbst tätige. Nur, in letzter Zeit nervt es mich gewaltig. Ich konnte mich in solchen Situation eigentlich immer ganz gut ablenken, fand Möglichkeiten die Wartezeit zu nutzen, beispielsweise durch Beobachtung menschlicher Verhaltensweisen. Heute murmle ich kleinere Flüche vor mich hin, balle meine Hand zu einer Faust und erst wenn ich zuhause bin analysiere ich die Natur des Homo Sapiens- an mir selber, indem ich Blog-Einträge verfasse.

Ich habe heute sogar einem Greis vorgeworfen, er würde vorsätzlich mit einzelnen Cent-Stücken bezahlen. Diesen satanischen Rülpser donnerte ich natürlich nicht direkt in sein Gesicht, gab ihn aber durchaus in einer pomadigen Lautstärke von mir, die umstehende Mit-Schlange-Steher registriert hätten dürfen. In der nächsten Sekunde war mir dieser Ausrutscher natürlich gleich sehr peinlich und ich war etwas schockiert von mir selbst. Normalerweise sehe ich mich , wie wohl der Großteil der Weltbevölkerung, als einen Menschen, der geduldig ist und solche vorlauten Respektlosigkeiten verurteilt.

Hoffentlich hat diese Stressentwicklung hier keinen exponentiellen Charakter, sonst kann sich die Welt bald auf einen nichtrauchenden Kannibalen gefasst machen, der bei der kleinsten Lappalie in Blutrausch verfällt. Ich stemme jetzt wohl lieber ein paar Hanteln und esse ein, zwei Tafeln Schokolade um mal runterzukommen...bin das noch ich?



Freitag, 6. November 2009

Smells like...???

Das Auto ist weg. Der Filmdreh ist zu Ende. Der Vertrag erfüllt und meine Arbeit als Produktionsfahrer damit getan. Heute gab ich den Opel samt Schlüssel an die Autovermietung zurück. Das letzte, das ich aus dem lieb gewonnenen Radio höre, bevor ich es ein letztes Mal abschalte, ist passenderweise die Meldung vom Rücktritt des GM-Europa-Chefs Carl-Peter Forster. Er wollte den Opel-Konzern von General Motors lösen, jetzt löst er sich selbst von General Motors.

Egal, für mich stehen in Zukunft jedenfalls wieder die öffentlichen Verkehrsmittel auf dem Programm. So steige ich heute zum ersten Mal seit über einem Monat wieder in eine U-Bahn. Schon auf der Rolltreppe fällt mir ein ungewöhnlicher Geruch auf. Es ist nicht dieser typische, synthetische Geruch, der normalerweise einen U-Bahnhof ankündigt. Er ist süßlicher.

Es warten ziemlich viele Fahrgäste auf den Zug. Meine Nase ist aufmerksam und immer noch verwundert. Hier riecht es fast wie in einer Douglas-Filiale. Eine Ansammlung von Körpern im Berufsverkehr, alle in dicke Jacken verpackt und kein Einziger riecht nach Mensch? Vielleicht ist es ja eine nasale Täuschung, falls es so etwas gibt. Optische Täuschungen sind ja bekannt; vor zwei Tagen habe ich dann erstmals von der Shepard-Skala gehört. Es handelt sich dabei um eine akustische Täuschung, die den Eindruck erweckt, immer höhere (oder tiefere) Töne bis ins unendlich Hörbare steigern zu können.

Dies hier muss etwas Ähnliches sein: In der U-Bahn stehe ich neben zwei komplett kaputten Junkie-Lesben. Sie haben keine Gesichtszüge mehr, Schaum vor dem Mund und proben in ihren Bewegungen schon mal die Totenstarre. Trotzdem versprüht die Maskulinere der Beiden einen wahrhaft alles übertrumpfenden Parfum-Reigen.

Hinter mir eine Gruppe Provinz-Skater aus Tirol. Sie sprechen das "K" in jedem Wort so hart aus, dass das bekannte Lautschriftzeichen hierfür nicht zulässig sein kann. An der nächsten Haltestelle steigen sie aus und werden durch Münchner City-Skater ersetzt. Diese kleiden sich anders, sprechen anders und sehen die Welt schätzungsweise mit anderen Skater-Augen: Geruch-mässig spüre ich hier aber keine Veränderung.

Nun ja, ich bin auch, als ich wieder an der Frischluft angekommen bin, von meiner Nase fasziniert. Alles kann plötzlich durch Duft/Gestank erlebt werden. Eigentlich für mich immer der Unscheinbarste aller Sinne, bekomme ich heute eine volle Front Leistungs-Exempel geliefert. Es hat schon heute früh angefangen, als ich den Rauch einer Passiv-Zigarette mit Nougat assoziierte. Obwohl es nicht wirklich danach roch, hat mein Gehirn wohl ein angeregtes Bild von Süßigkeiten produziert. Synästhesie durch Nichtrauchen? Sehe ich jetzt bald Töne und höre Farben?

Ich behalte meinen Geruchssinn also "im Auge", denn ich glaube er ist zu mehr fähig als ich dachte.


Shepard-Skala und Spiral-Täuschung...gute Nacht

Donnerstag, 5. November 2009

Level 1-1

Die ersten 100 Stunden habe ich hinter mir. Ich fühle mich, als hätte ich den ersten Level von Super Mario durchgespielt. Bis hierhin habe ich es natürlich schon öfter geschafft. Richtig schwierig werden erst die höheren Regionen. Aber immerhin, ich habe bis jetzt ganz gut gespielt. Ein Leben zwar verloren: Am Samstag mit Mirko in der Bar. Nun ertönt in meinem Kopf also das belohnende Gedudel für das Komplettieren des ersten Spielabschnitts.

Montag, 2. November 2009

Heute: Häuten

Ja, ich habe gesündigt. Wenn man an einem Wochenende mit seinem besten Kumpel zusammenkommt, der schon das Tequilla-Glitzern im Auge hat, kann man nicht einfach "Nein" sagen. Wenn es ein wirklich außerordentlich guter Freund ist, den man leider nicht mehr so oft sieht wie früher; der zudem noch gar nicht weiß, dass ich mich zur 100 Tage-Kur entschlossen habe, dann muss man doch anständig bei einem Bier darüber reden können.

100 Tage Rauchstopp bedeuten nämlich mehr als bloßer Verzicht auf Zigaretten: Ich kann in der Zeit natürlich auch keinen Alkohol trinken. Diese beiden Übeltäter sind durch eine verzwickte psycho-chemische Formel festens miteinander verstrickt: Liegt die flüssige Substanz auf der Zunge, fordert das Gehirn sofort gasförmigen Tabak.

Somit habe ich meine Abschlussveranstaltung von Samstag auf Sonntag organisiert und durchgeführt. Es war kein Fehler, es tat nicht weh. Seitdem bin ich tatsächlich gefestigter in meinem Willen, glaube ich.

Ich habe nun schon so gut wie zwei Tage hinter mir und bemerke erste, leichte Veränderungen. Neben dem immer noch starken Drang zu Essen kam heute ein Gefühl von Häutung dazu. Ich schlüpfte ab und zu in die Rolle einer Schlange, einer Eidechse oder einer großen Spinne, die ihre Haut abwirft um größer zu werden. Das hört sich nun vielleicht stark nach einer Metapher für einen geistigen Zustand an, doch das Gefühl war tatsächlich eher körperlich.

Es lag wohl an den paar Gramm Körpergewicht, die ich in den letzten Tagen sicherlich hinzugewonnen habe, addiert mit der neuen Freiheit meiner Atemwege: Nachdem ich in der letzten Zeit schon ein Fiepsen in meiner Luftröhre feststellen konnte, pumpe ich nun starke Züge von Frischluft durch meine Lungen.

A propos "Pumpen": Ich war heute motiviert, die staubigen Hanteln und Gewichte aus ihrer Ecke zu kramen und ein paar Leibesübungen zu starten.