Montag, 9. November 2009

Zeit und Stress

Die erste Woche ist überstanden. Je mehr Zeit verstreicht, desto länger wird die Spanne zwischen den Momenten, in denen ich gerne eine Zigarette rauchen würde. Ich hoffe auf eine exponentielle Entwicklung dieser Zustände.

Anfangs hätte ich mir bereits nach 30 Minuten eine Kippe anzünden wollen. Heute sind diese Momente versteckter. Ich nehme bei Gelegenheit auch mal eine Zigarette in den Mund, bringe sie aber nicht mit Feuer in Berührung. Dieser Zaubertrick fällt mir schon relativ leicht.

Trotzdem bemerke ich ein Brennen auf meinen Nervensträngen: So cool und geduldig ich das Zigaretten-Zölibat zu bewerkstelligen scheine; in manchen Alltagssituationen merke ich die Schattenseiten des Entzugs.

Das Naturgesetz, sowieso immer an der falschen Kasse eines Supermarkts anzustehen, kenne ich mindestens so lange, wie ich meine Haushalts-Einkäufe selbst tätige. Nur, in letzter Zeit nervt es mich gewaltig. Ich konnte mich in solchen Situation eigentlich immer ganz gut ablenken, fand Möglichkeiten die Wartezeit zu nutzen, beispielsweise durch Beobachtung menschlicher Verhaltensweisen. Heute murmle ich kleinere Flüche vor mich hin, balle meine Hand zu einer Faust und erst wenn ich zuhause bin analysiere ich die Natur des Homo Sapiens- an mir selber, indem ich Blog-Einträge verfasse.

Ich habe heute sogar einem Greis vorgeworfen, er würde vorsätzlich mit einzelnen Cent-Stücken bezahlen. Diesen satanischen Rülpser donnerte ich natürlich nicht direkt in sein Gesicht, gab ihn aber durchaus in einer pomadigen Lautstärke von mir, die umstehende Mit-Schlange-Steher registriert hätten dürfen. In der nächsten Sekunde war mir dieser Ausrutscher natürlich gleich sehr peinlich und ich war etwas schockiert von mir selbst. Normalerweise sehe ich mich , wie wohl der Großteil der Weltbevölkerung, als einen Menschen, der geduldig ist und solche vorlauten Respektlosigkeiten verurteilt.

Hoffentlich hat diese Stressentwicklung hier keinen exponentiellen Charakter, sonst kann sich die Welt bald auf einen nichtrauchenden Kannibalen gefasst machen, der bei der kleinsten Lappalie in Blutrausch verfällt. Ich stemme jetzt wohl lieber ein paar Hanteln und esse ein, zwei Tafeln Schokolade um mal runterzukommen...bin das noch ich?



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