Freitag, 6. November 2009

Smells like...???

Das Auto ist weg. Der Filmdreh ist zu Ende. Der Vertrag erfüllt und meine Arbeit als Produktionsfahrer damit getan. Heute gab ich den Opel samt Schlüssel an die Autovermietung zurück. Das letzte, das ich aus dem lieb gewonnenen Radio höre, bevor ich es ein letztes Mal abschalte, ist passenderweise die Meldung vom Rücktritt des GM-Europa-Chefs Carl-Peter Forster. Er wollte den Opel-Konzern von General Motors lösen, jetzt löst er sich selbst von General Motors.

Egal, für mich stehen in Zukunft jedenfalls wieder die öffentlichen Verkehrsmittel auf dem Programm. So steige ich heute zum ersten Mal seit über einem Monat wieder in eine U-Bahn. Schon auf der Rolltreppe fällt mir ein ungewöhnlicher Geruch auf. Es ist nicht dieser typische, synthetische Geruch, der normalerweise einen U-Bahnhof ankündigt. Er ist süßlicher.

Es warten ziemlich viele Fahrgäste auf den Zug. Meine Nase ist aufmerksam und immer noch verwundert. Hier riecht es fast wie in einer Douglas-Filiale. Eine Ansammlung von Körpern im Berufsverkehr, alle in dicke Jacken verpackt und kein Einziger riecht nach Mensch? Vielleicht ist es ja eine nasale Täuschung, falls es so etwas gibt. Optische Täuschungen sind ja bekannt; vor zwei Tagen habe ich dann erstmals von der Shepard-Skala gehört. Es handelt sich dabei um eine akustische Täuschung, die den Eindruck erweckt, immer höhere (oder tiefere) Töne bis ins unendlich Hörbare steigern zu können.

Dies hier muss etwas Ähnliches sein: In der U-Bahn stehe ich neben zwei komplett kaputten Junkie-Lesben. Sie haben keine Gesichtszüge mehr, Schaum vor dem Mund und proben in ihren Bewegungen schon mal die Totenstarre. Trotzdem versprüht die Maskulinere der Beiden einen wahrhaft alles übertrumpfenden Parfum-Reigen.

Hinter mir eine Gruppe Provinz-Skater aus Tirol. Sie sprechen das "K" in jedem Wort so hart aus, dass das bekannte Lautschriftzeichen hierfür nicht zulässig sein kann. An der nächsten Haltestelle steigen sie aus und werden durch Münchner City-Skater ersetzt. Diese kleiden sich anders, sprechen anders und sehen die Welt schätzungsweise mit anderen Skater-Augen: Geruch-mässig spüre ich hier aber keine Veränderung.

Nun ja, ich bin auch, als ich wieder an der Frischluft angekommen bin, von meiner Nase fasziniert. Alles kann plötzlich durch Duft/Gestank erlebt werden. Eigentlich für mich immer der Unscheinbarste aller Sinne, bekomme ich heute eine volle Front Leistungs-Exempel geliefert. Es hat schon heute früh angefangen, als ich den Rauch einer Passiv-Zigarette mit Nougat assoziierte. Obwohl es nicht wirklich danach roch, hat mein Gehirn wohl ein angeregtes Bild von Süßigkeiten produziert. Synästhesie durch Nichtrauchen? Sehe ich jetzt bald Töne und höre Farben?

Ich behalte meinen Geruchssinn also "im Auge", denn ich glaube er ist zu mehr fähig als ich dachte.


Shepard-Skala und Spiral-Täuschung...gute Nacht

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