Sonntag, 22. November 2009

Sail Away

Ein besonders gefährliches Unternehmen ist es, das Nichtrauchertum mit alten Party-Gewohnheiten zu verbinden. Trotzdem muss man sich dieser Herausforderung früher oder später stellen.

Das Auf-den-Weg-in-den-Club-Bier liegt kühl in meiner Hand. Der erste Schluck nimmt auf der Zunge Anlauf und stürzt sich dann mit lautem Gulpen den Gaumen hinunter. Eine Geschmacks-Atombombe explodiert in meinem Mund. Wow- eigentlich dachte ich immer Bier wäre der Zigarette nicht unähnlich: Es schmeckt zwar nicht, aber der Geselligkeit wegen trinkt man es doch.

Das hier ist anders. Das hier ist wie mein erstes Bier. Ich schmecke die Hopfenpflanze, die Reinheit des Naturgesöffs. Es vertritt vor meinem Gehirn plötzlich tausend Gründe, warum das Bier als das Kultgetränk der Menschen in den Wettbewerb gehen sollte, wenn wir in ferner Zukunft mit den Außerirdischen um die Geilheit unserer Spezies konkurrieren müssen.

Ich verstehe in diesem Moment diese idiotischen Bier-Werbefilmchen. Einer der Gründe, warum ich keinen Fernseher mehr besitze, sind diese hirnverbrannten Möchtegern-Romantisierungen und das pseudo-kunstvolle Erheben von Alltagsgegenständen. Doch hier stellt sich mir mit jedem Schluck ein Getränk vor, das ich nicht immer, aber immer öfter, an einem schönen Tag zum wegsegeln benutzen könnte.

Naja, wollen wir nicht zu viel schwärmen. Ich bin in meiner Vergangenheit oft genug "weggesegelt". Aber das Bier stand dabei immer in Verbindung mit einer (bzw. sehr vielen) Zigarette(n). Es war ein "Runterkippen", und das im bezeichnendstem Sinne des Wortes: Das Hinunterspülen von Tabakqualm, der sich noch im Mund befand. Ein verflüssigter Aschenbecher sozusagen.

Das Bier in der U-Bahn war nie erlebter Hopfen- und Malz Genuss. Doch ich bleibe auf dem Teppich. Die Folgebiere gepaart mit dem Gin und die müden Knochen am nächsten Tag, hielten den Geschmack zwar im Hinterkopf, wollten aber vom Genuss nicht mehr viel wissen. Besser ich bleibe bei den alten Eindrücken: Zigaretten und Alkohol machen beide eine längere Pause.

1 Kommentar:

  1. Hi Martin. Ein ausgesprochen gut geführter Blog und ein ausgesprochen guter Schreiber! Schön. Respekt.

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